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Kulturelle Entwicklungen und Geschäftsmodelle mit Flößen auf den Berliner Gewässern.

Wer hat nicht schonmal davon geträumt seine eigenen Flöße zu bauen?

Wer in den letzten Jahren in der Berliner Rummelsburger Bucht war, wird bemerkt haben, dass mehr und mehr bunte, kreative Eigenbau Flöße dort unterwegs sind und sich das Leben auf dem Wasser zunehmender Beliebtheit erfreut. Was hier in den letzten Jahren entstanden ist, ist aber, anders als von Gegnern der Szene lanciert, kein Schrott, sondern Subkultur at its best.

Viele der Menschen hier haben sich in der Rummelsburger Bucht Spree:publik organisiert und sind kulturell und politisch überaus engagiert. Seit zwei Jahren laufen Floeße zu Wasserdemos, z.B. gegen Rechts oder auch für den Kohlekraftausstieg, aus.

Die Wackelberry der Bootschaft e.V., eines der ersten Kulturflöße, veranstaltet seit Jahren ein kostenloses Floß-Kino am Kreuzberger Landwehrkanal, bei dem Kurzfilme gezeigt werden.

Die Panther Ray, ein Floß das 2015 als Upcycling und Open-source Projekt entstand und zu 90 % aus Müll gebaut wurde, engagiert sich für Gewässerqualität und macht Wasserreinigungsaktionen am Landwehrkanal mit dem eigens dafür gebauten Müllsammelgitter. Seit letztem Jahr ist die Panther Ray beim Mülltauchen des NABU im Urbanhafen die Base für die Taucher. Da kommt dann auch schon mal der ein oder andere geknackte Safe an die Wasseroberfläche.

Die Crew veranstaltet auch eine kostenlose Konzertserie, die sogenannten Spree:Sessions. Die Idee hier ist, dem künstlerischen Nachwuchs gemeinsam mit etablierten Künstlern eine Floß-Bühne zu bieten.

Regelmäßig werden diese kollektiv betriebenen Eigenbauten angefragt, ob man sie für Privatveranstaltungen mieten könne. Die Antwort ist nein. Viele der Interessenten sind dann enttäuscht, da sie keine Lust auf den Standard-style des gewerblich verfügbaren Floßangebotes haben. Was auf dem Floß- und Hausbootmarkt unterwegs ist, ist nun einmal Serienproduktion.

Die Leute haben es aber lieber individuell, bunt und hippiesk. Und am liebsten wollen sie sich den Huckleberry-Finn-Kindheitstraum erfüllen, und sich selber ein Floß bauen. Das geht aber nicht einfach so. Es gibt Regeln im Bootsbau und es gibt Regeln auf dem Wasser. Wer ein paar Paletten auf Kanister packt und damit auf Tour geht, wird ziemlich bald von der Wasserschutzpolizei wieder rausgefischt. Zum Glück, die meisten dieser Bastelflöße sinken nämlich bald und vermüllen Ufer und Gewässer.

Simon und Jonny, Baumeister der Panther Ray und Mitgründer der Spree:publik,

setzen genau hier an: Sie haben sich mit www.teambuildingthings.com selbständig gemacht und bieten ihre Erfahrung und ihr know-how im Rahmen von Floßbauworkshops an. Je nach Bedarf übernehmen sie auch gleich das ganze Projektmanagement. Wichtig ist den beiden: kein Standard. Und egal was Kunden sich wünschen: Sie bauen kein Floß zweimal! Sie nehmen die Vorstellungen und Ideen der Floßbauer in spe auf, verdichten sie zu realistischen Plänen und erstellen die benötigten 3D-Modelle. Sie organisieren Bauplätze und Profiwerkzeug, bei Bedarf holen sie erfahrene Helfer dazu. Nicht zuletzt sorgen sie dafür, dass die Eigenbauten den geltenden Regeln entsprechen und zulassungsfähig sind, was ohne einschlägige Erfahrung nicht immer ganz ohne ist. Zusammenfassend kann man sagen, dass sie es Menschen ermöglichen, ihre Floßträume zu verwirklichen. Dass es sich nautisch dabei in der Regel um Katamarane und Trimarane handelt…wen kümmerts.


Das Konzept scheint jedenfalls gut anzukommen. Zuletzt haben sie mit den Mitarbeitern von Dalia Research, einem Berliner Start-up, einen 12 Meter langen Trimaran gebaut und einige Flöße für 2018 sind schon durchgeplant.

Die beiden sind ursprünglich Psychologen und haben bis vor kurzem in kognitiver Neurowissenschaft über Entscheidungen promoviert. Sie hatten aber schon immer einen Hang zum Handwerklichen, den sie nun mit ihrem akademischen Background kombinieren. Jonny wollte eigentlich mal Schreiner werden, Simon verbringt seit Jahren einen Großteil seiner Freizeit mit Schweißarbeiten. An Ideen und Visionen fehlt es den beiden jedenfalls nicht. Mal wollen sie ein Floß nach einem 100 Jahre alten Minensuchboot der preußischen Marine bauen, mal orientieren sie sich an den Designs Kubanischer Fluchtgefährte. Ihr nächstgrößerer Plan: Sie wollen mit der Belegschaft der BVG eine Straßenbahn entkernen und auf Schwimmkörper setzen. Upcycling-Fährbetrieb auf der Spree? Die Email ging letzte Woche raus. Mal sehn was die BVG davon hält…

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Über den Autor
Tim Krenke

Als erfahrener Hausbootexperte stehe ich Ihnen bei allen Fragen rund um den Hausboot Kauf zur Seite. Ich freue mich auf Ihre Nachricht!

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